Heiner Buschfort (1946 – 2023)
Ein Nachruf von Prof. Dr. Karin Thieme
Die Zucht von arabischen Vollblütern auf dem Hochplateau des Hofguts Kauber
Platte nahm ihren Anfang in den frühen 1970er Jahren, als Heiner Buschfort mit vier
Stuten Marbacher Blutführung die ersten Pferde 360 Meter hoch über dem Tal des
als romantisch bezeichneten Mittelrheins beheimatete. Obwohl diese Pferde nicht
lange auf dem Gestüt bei Heiner Buschfort verblieben, gründete die Winarsad-
Tochter Diedje von Hadban Enzahi eine in Deutschland einflussreiche Familie, die
mit ihrer Tochter El Kantara (v. Kaisoon) die Gründungsstute des Amun Gestüts der
Familie Steiner in Augsburg wurde und deren Sohn Amun El Kantar (v. Anchor Hill
Halim) den ersten in Bayern gezogenen Sieger der Körung 1981 in Darmstadt stellte.
Bei einem Besuch bei Carl-Heinz Dömken und dem Live-Erlebnis von Ghazal (Nazeer
x Bukra) verliebte sich Heiner Buschfort in die Ausstrahlung und Präsenz des rein
ägyptischen Vollblutarabers. Ein Besuch des Staatsgestüts in Kairo besiegelte
schließlich Heiner Buschforts Idealvorstellung des Wüstenpferdes, nachdem er dort
die legendären Mutterstuten erleben durfte, allen voran die unvergleichliche ‚Queen
of the Nile Valley‘ Moniet El Nefous (Shahloul x Wanisa). So folgten
konsequenterweise dem Auszug der ‚Marbacherinnen‘ in Kaub nur kurze Zeit später
im Jahr 1973 vier aus El Zahraa importierte Töchter des legendären Tuhotmos (El
Sareei x Moniet El Nefous), welche die Entwicklung der Zucht national wie
international entscheidend prägen sollten: Hania (Elitestute, 1971 x Hodhoda v.
Alaa El Din), Nana (1971 x Nazic v. Morafic), Set Husen (1971 x Set Abouhom v. Alaa
El Din) und Moetazza (1972 x Aziza v. Alaa El Din). Das Quartett arabischer
Schönheiten kann man als die eigentlichen Stammstuten der Zucht auf der Kauber
Platte bezeichnen. Hania und Nana erwiesen sich als besonders wertvolle Mütter und
sind heute noch mit ihren Familien im Bestand vertreten. Set Husens Nachzuchten
wurden verkauft, während von Moetazza eine Tochter und ein Sohn zeitweise im
Bestand verblieben. Heute findet man deren Linien jedoch nur noch außerhalb des
Gestüts. Sie sind z.T. auch im Ausland verbreitet und erfolgreich. Im Lauf der Jahre
kamen noch einige weitere ägyptische Familien dazu, von denen die der Manaya
(Madkour x Maisa) und der Halima El Nil (Halim Al Kadir x Bint Bint El Nil) die
zahlenmäßig stärksten Familien im Gestüt ausmachen.
Die aufgrund der geologischen Voraussetzungen des mittelrheinischen Hochplateaus
mineralstoffreichen Kräuterwiesen des Gestüts ähneln in trockenen Sommern einer
kargen Landschaft, wie sie die ägyptischen Pferde aus ihrer ursprünglichen Heimat
kannten. Der Typtreue der auf der Kauber Platte rein ägyptisch gezüchteten
Vollblutaraber tat dies seit über vier Jahrzehnten gut. In seinem züchterischen
Weitblick hatte Heiner Buschfort immer das klassische Erscheinungsbild des edlen,
trockenen und leistungsbereiten Pferdes der arabischen Wüste vor Augen, das in
Europa ab Beginn des 19. Jahrhunderts für Furore sorgte. Auf der Kauber Platte kann
man sie bis heute finden, diejenigen Pferde, die wir kennen und lieben von den
Werken der zahlreichen Künstler*innen der letzten zwei Jahrhunderte. Hier sei auch
die Anmerkung erlaubt, dass Heiner Buschfort neben dem Asil Club einer der ersten
privaten Auftraggeber außerhalb der USA war, der der heute international
renommierten Künstlerin Karen Kasper die Kommission für eine Porträtbronze
erteilte. Auch hier hat er Weitblick erwiesen!
Seit 2011 hat sich Heiner Buschfort zunehmend aus dem öffentlichen Leben
zurückgezogen und die Geschicke des Familienbetriebs seinem Sohn Martin
übergeben. Neben dem Gestüt, das seit über 45 Jahren von
Pferdewirtschaftsmeisterini Reinhild Moritz geleitet wird, befindet sich auf der
Kauber Platte seit bereits über 30 Jahren auch das von Toni Baumann geleitete
Ausbildungszentrum, eine Trainingsstätte für Pferde nicht nur arabischer
Blutführung. Neben dem Training umfassen die vielen Aktivitäten ein reichhaltiges
Angebot von Seminaren und natürlich das ‚Kauber Platte Championat‘, das sich
bereits 1991 im nationalen wie internationalen Schaukalender als Mega-Event vor der
unnachahmlichen Kulisse des Mittelrheins etabliert hat.
An dieser Stelle erlaube ich mir, Heiner Buschfort zu zitieren: "Ich möchte durch
meine züchterischen Bemühungen dazu beitragen, das arabische Pferd in all seinen
Facetten, der Schönheit, Eleganz, Harmonie und unvergleichlichen Ausstrahlung den
Menschen mit einem wachen Auge zu erhalten". In eigener Sache und als
jahrzehntelange Liebhaberin der Kunst rund um das arabische Pferd spricht mir
dieses Zitat aus der Seele; denn als ich Heiner Buschforts Gestüt in den 1970er Jahren
zum ersten Mal besuchte, kann ich sagen, dass mir dort genau diese Pferde auf der
Koppel entgegenkamen, wie ich aus den ‚alten‘ Bildern kannte. Für mich war dies
ein einschneidendes Erlebnis!
Mit Heiner Buschfort ist am 29. Dezember 2023 einer der bekanntesten Züchter
ägyptischer Vollblutaraber verstorben. Viele, die ihn kannten und hochschätzten,
werden ihn vermissen, aber insbesondere wird er der „Kauber Platte-Familie“
fehlen!
|